Artikel auf orf.at vom 31.08.2020 – Protest gegen Pläne für neue Westausfahrt

In Wien soll die baufällige Westausfahrt demnächst saniert werden. Der Plan, wie die Fahrbahn künftig aussehen soll, sorgt bei den Hietzinger Anrainern nun für Protest, da die fünfspurige Straße zur Gänze durch deren Bezirk führen könnte.

Die Westausfahrt sowie die Westeinfahrt befinden sich in den Bezirken Hietzing und Penzing und stellen eine Hauptverkehrsader im Westen Wiens von der A1 in das Stadtgebiet dar. Laut vorläufigem Plan sollen die beiden stadtauswärts führenden Fahrstreifen auf Höhe der Hütteldorfer Brücke in Zukunft über den Wienfluss geführt werden. Mit der zweispurigen Westeinfahrt und einer Abbiegespur stadteinwärts nach Penzing verlaufen in Zukunft also insgesamt fünf Spuren auf Hietzinger Seite.

Stadt hat Planerleistung bereits ausgeschrieben

Für die Hietzinger Bezirkschefin Silke Kobald (ÖVP) ist das nicht akzeptabel. Insbesondere für den Ortsteil Hacking wird dadurch eine erhebliche Lärm- und Schadstoffbelastung befürchtet. Zudem müsste der dichte Baumbestand zwischen Westeinfahrt und Wienfluss im Zuge des Bauprojekts gerodet werden.

Dass der Bezirk seine Zustimmung verweigert und eine Spurversetzung weiter stadtauswärts in unbesiedeltem Gebiet vorschlägt, dürfte an der von der Stadt präferierten Variante aber nichts ändern. Zumal diese mit 24 Millionen Euro um acht Millionen günstiger ist. Im Amtsblatt wurde bereits die Planerleistung ausgeschrieben.

Bezirk will in Petition Gesamtkonzept für Wiental-Gebiet

Für Kobald und Anrainervertreter Rene Tritscher ein Affront. „Die Bevölkerung wurde nicht eingebunden, die Stadt will das still und heimlich durchziehen“, sagt Tritscher im „Kurier“. Mit einer Petition, die von der Bezirksvertretung unterstützt wird, will man nun „eine öffentliche Diskussion erzwingen“. Zumal es einer „Gesamtversion für das Naherholungsgebiet Wiental“ bedürfe.

„Wien ist punkto Stadtplanung nicht im Heute, geschweige denn im Morgen angekommen“, so Kobald, die sich um den kühlenden Effekt des Wientals sorgt. „Die einzige Idee kann nicht sein, einfach nur zwei Fahrstreifen auf die andere Seite zu knallen. Die grüne Lunge Wiental geht so verloren“, so die Kritik im „Kurier“.

Baustart frühestens 2024

Die für Brückenbau zuständige MA29 stellt die Sachlage indes ganz anders dar: Die aktuelle Westausfahrt werde abgetragen und mache Platz für eine Gestaltung des Uferraums am Wienfluss, erläuterte Abteilungsleiter Hermann Papouschek schon 2018. Statt auf die A1 führe die Straße in Zukunft nur noch direkt nach Penzing.

Zudem ist die Durchführung einer Umweltverträglichkeitsprüfung geplant. Dadurch wird sich der für 2022 anvisierte Baustart zumindest bis 2024 verzögern. „Wir schaffen eindeutige und gute Rahmenbedingungen, die für alle verständlich sind“, sagte der Leiter der Projektabwicklung bei der MA29, Nikolaus Hejda.

Entscheidung für „Variante mit meistem Grünraum“

Aus dem Büro von Verkehrsstadträtin Birgit Hebein (Die Grünen) hieß es am Montag auf Anfrage des ORF Wien: „Im Jahr 2018 ist die Variantenentscheidung nach einer sorgfältigen Abwägung getroffen worden. Resultat war die Variante, die netto am meisten Grünraum gewährleistet, den Lärmschutz für die Anrainer wesentlich verbessert (knapp doppelt so hoch wie aktuell), am günstigsten im Bau und in der Erhaltung ist und ein kurze Sperre der Westausfahrt notwendig macht.“

Im heurigen Frühjahr sei die Planungsleistung zur Vorbereitung der UVP-Einreichung ausgeschrieben worden. Es werde in der Folge also vorsorglich eine Umweltverträglichkeitsprüfung gemacht. Im Zuge des Verfahrens würden alle Auswirkungen auf die Umwelt sowie die AnrainerInnen untersucht, heißt es.

Den originalen Artikel finden Sie unter: https://wien.orf.at/stories/3064591/